Konservative Behandlung | Dissoziation
Konservative Behandlung der skapholunären Dissoziation Grad 1 – ein Therapiekonzept
Ein Artikel von Frau Cornelia Paries.
Erschienen in der Fachzeitschrift "manuelle therapie", Ausgabe 02/2016 des Thieme-Verlages.
Mit freundlicher Genehmigung des Thieme Verlags
Link: https://www.thieme.de/de/manuelle-therapie/
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Leseprobe:
Ein fiktiver Fall: Herr Schmidt fängt den Sturz mit der Hand ab – Glück gehabt: nichts gebrochen. Doch die Schmerzen im Handgelenk, die seit dem Sturz bestehen, werden nicht besser. Die Hand ist kraftlos und bei manchen Bewegungen klickt es. Dahinter kann eine Schädigung des skapholunären Bandes (SL-Bandes) stecken. Nach einer spezifischen Untersuchung plant der Therapeut die Behandlung, damit Herr Schmidt am Ende der Rehabilitation den Sturz und seine Folgen ad acta legen kann.
Die Ursache für anhaltende Handgelenkschmerzen liegt nicht selten in einer prädynamischen skapholunären Dissoziation (SLD Grad 1) mit Läsion des schwächeren palmaren SL-Bandes bei intaktem dorsalen Anteil (= häufigste Form der SLD). Ergebnisse der radiologischen Diagnostik sind dabei oftmals nicht eindeutig. Nicht erkannt oder falsch behandelt kann diese Pathologie allerdings in eine dynamische Instabilität Grad 2 übergehen, chronifizieren und Auslöser einer schweren Arthrose sein. Eine gezielte Befunderhebung und Therapie sind daher für einen Behandlungserfolg essenziell.
Befundrelevante Aspekte und Tests der SLD
Kommt der Patient, zum Beispiel der fiktive Herr Schmidt, mit der Diagnose „partielle SL-Band-Läsion“ oder ungeklärten Handgelenkschmerzen in die Behandlung, ist eine spezifische klinische Untersuchung angezeigt, um dynamische Instabilitäten auszuschließen, bevor mit der Behandlung begonnen wird.
Anamnese
Eine genaue Anamneseerhebung klärt den Unfallhergang und -zeitpunkt, die bisherigen Untersuchungen und Behandlungen sowie die aktuelle Symptomatik des Patienten. Bei Grad 1 Läsionen des SL-Bandes gibt der Patient meist einen Sturz auf das dorsalextendierte Handgelenk als auslösendes Ereignis an. Der Schmerz ist am radialen Handgelenk lokalisiert, tritt bei oder nach aktiver Bewegung auf, kann einschießend sein und ist eher progredient. Zusätzlich besteht eine allgemeine Kraftminderung, Schnappphänomene sind möglich [9].
Inspektion und Palpation Bei einer SL-Band-Läsion besteht ein Druckschmerz im Radiokarpalbereich und auf dem dorsalen SL-Spalt, meist ohne sichtbare Schwellung [11]. Um das SL-Gelenk zu palpieren, folgt der Untersucher
dorsalseitig dem dritten Mittelhandknochen nach proximal, bis er die Vertiefung zwischen den Sehnen des zweiten und vierten dorsalen Sehnenfaches spürt. Am proximalen Rand dieser Vertiefung ist der SL-Spalt gut tastbar (▶ Abb. 1/▶ Abb. 2). Er befindet sich zirka eineinhalb Zentimeter distal der Mitte zwischen Tuberculum von Listeri und radioulnarem Gelenkspalt. Druckpunkte sind häufig erst im subakuten Zustand genau lokalisierbar, da sich der Schmerz in der akuten Phase nicht exakt eingrenzen lässt [13].